Die Menschheit fühlt sich zu Hunden hingezogen, weil sie uns so sehr ähneln – sie sind angeberisch, zärtlich, verwirrt, leicht zu enttäuschen, auf Vergnügen aus, dankbar für Freundlichkeit und die kleinste Aufmerksamkeit.“

 

                                                                                                                                           Brown zit.n. Mc Connell 2014,12

 

Mein Name ist Alexandra Schruff und ich arbeite seit 1993 im Kinderhaus Murkel. Ich bin Erzieherin mit Montessori Diplom, Familienberaterin für familylab, Fachkraft für Kindeswohlgefährdung und seit einigen Jahren auch Fachkraft für tiergestützte Pädagogik.

 

Eine vierbeinige Mitarbeiterin im Kinderhaus

 

Ella ist meine Labradorhündin, die mich seit 2017 auf Schritt und Tritt begleitet. Sie ist eine einfühlsame, liebevolle und aktive Hundedame, die es mag, mit Kindern zu arbeiten, zu spielen, zu toben und spazieren zu gehen. Ella liebt wie ich das Meer und kann stundenlang dort im Sand oder auch im Wasser dem Ball hinterherjagen.

Unsere gemeinsame Ausbildung starteten wir schon sehr früh. Angefangen mit einer Welpenschule, in der Ella alle grundlegenden Verhaltensregeln lernte, die junge Hunde kennen sollten. Parallel dazu übten wir kurze Gewöhnungszeiten im Kinderhaus, damit der Hund alle Geräusche und Gerüche, die ein Kinderhausleben mit sich bringt, kennenlernt. Dann folgte das Lernen in der Junghundeschule und im Jahr 2019, mit entsprechendem Alter, starteten wir die Ausbildung zum Begleithund und beendeten diese mit einer erfolgreich absolvierten Prüfung. Damit der Einsatz im Kinderhaus gelingen konnte, absolvierten wir im Anschluss eine zweijährige zertifizierte Ausbildung zur Tiergestützten  Pädagogik, die wir ebenfalls mit einer bestandenen Abschlussprüfung beendeten. Seither ist Ella regelmäßig im Einsatz. Zusammen sind wir ein gutes Team, das schon viele gemeinsame Einsätze mit unterschiedlichsten Kindern- und Kindergruppen im Haus und in den Waldwochen begleitet hat.

Warum ein Hund im Kinderhaus?

Kinder erleben die Bedingungs- und Vorbehaltlosigkeit eines Hundes als wohltuend. Er spiegelt das eigene Verhalten wider und seine Gewogenheit ist echt. Die Kommunikation mit ihm ist für Kinder einfach, denn er signalisiert durch seine Körpersprache und sein Verhalten sehr deutlich sein Befinden. Der Hund dient dem Menschen als Freund und er ist für ihn zu einem treuen Begleiter geworden.

Inzwischen sind seine Einsatzmöglichkeiten vielfältiger. Heute sprechen wir von Drogenspürhunden, die im Polizeidienst tätig sind, Assistenz-, Therapie-, Schul- und Begleithunden, die u. a. auch in Altenheimen oder Kindergärten unterstützend ihren Einsatz finden. Die positive Wirkung von Tieren auf den Menschen wird in zahlreichen Studien nachgewiesen und belegt

Durch den gezielten Einsatz im Kinderhaus wird Kindern die Möglichkeit geboten, sich dem Hund unter Begleitung und Anleitung zu nähern, ihn zu beobachten und Kontakt aufzunehmen.

Die Tiergestützte Pädagogik kann dabei in unterschiedlichster Weise in den Bereichen der Sozialen und Emotionalen Kompetenz, Integration, Sprache und Kommunikation, Prävention, Aufmerksamkeit, Verantwortung sowie Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, Grob- und Feinmotorik, Mathematik und Numerische Grundlagen, Philosophie, Religion, Sachwissen und Ökologie wirksam werden.

Der Hund übernimmt die Rolle des Motivators und lädt zur gemeinsamen Interaktion ein. Allein durch die Präsenz des Hundes in einem Raum verändern sich Atmosphäre und Stimmung. Der Hund vermittelt Ruhe und tut den Kindern gut. Ein weiteres primäres Ziel meiner Arbeit ist es, den Kindern einen respektvollen und achtsamen Umgang mit einem Hund näher zu bringen, sie in ihrer Wahrnehmung für die Signale des Tieres zu sensibilisieren, ihnen durch das richtige Heranführen und Verhalten mögliche Ängste zu nehmen und dadurch ein sicheres Selbstgefühl zu vermitteln.

Mittelpunkt jeder Einheit ist immer die Begegnung zwischen Kind und Hund. Beide begegnen sich in einer stressfreien Atmosphäre. Sie dürfen sich Zeit lassen – wahrnehmen – Grenzen erfühlen und begreifen. Der Hund ist hierbei gleichberechtigter Partner und kann das Kind spüren und spiegeln.

Das Kind lernt, sich einzufühlen, hinzuhören, die Signale des Hundes zu erkennen, sanft und doch konsequent zu sein. Das erfordert Aufmerksamkeit, Kooperation und Motivation. [1]

 

 

                                                                                                                                                         Alexandra Schruff 2023

 

 

 

 

[1]  Vgl. Markgraf/Grünig Onlinekonzept 2018, S.3.